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Beitrag vom 24.07.2007
Kultregisseur Quentin Tarantino und Stuntfrau Zoë Bell in Berlin
Stefanie Denkert
Am 23. Juli 2007 kamen der Filmemacher und seine Hauptdarstellerin zu einem Very-Special-Screening von "Death Proof – Todsicher" nach Berlin. AVIVA sprach mit den beiden über das neue Meisterwerk
Seit dem 19. Juli 2007 läuft Tarantinos "Death Proof – Todsicher" in den deutschen Kinos. Zusammen mit Hauptdarstellerin und Stuntfrau Zoë Bell kam Quentin Tarantino nun nach Berlin, um für seinen rasanten Powerfrauen-Film Werbung zu machen. So wurde "Death Proof – Todsicher" am 23. Juli 2007 im Kino in der Kulturbrauerei auf einem Very-Special-Screening den Fans, Promis und der Presse gezeigt. Anmoderiert wurde der Film von Tarantino-Fan Bela B. und Tarantino ließ es sich nicht nehmen, sich nach dem Screening dem begeisterten Publikum zu präsentieren. Anschließend feierten Fans und Promis mit Quentin Tarantino in der Bar 25.
Am Nachmittag sprach AVIVA-Berlin mit Zoë Bell und Quentin Tarantino über "Death Proof – Todsicher":
AVIVA-Berlin: Hallo Zoë! Du bist seit deiner Kindheit sportlich sehr aktiv, du hast mehrere Preise bekommen in Gymnastics und Tae Kwon Do. Wieso bist du nicht eine professionelle Sportlerin geworden, sondern Stuntfrau?
Zoë Bell: Ich komme ja aus Neuseeland und da kann man ehrlich gesagt als professionelle Sportlerin nicht viel verdienen. Als ich von dem Beruf der Stuntfrau hörte, dachte ich, das klingt verdammt cool, sowas will ich machen!
AVIVA-Berlin: Zoë, du bist in dem Dokumentarfilm "Double Dare" über Stuntfrauen zu sehen. Durch den Quentin übrigens auf deine Kamerapräsenz aufmerksam geworden ist und dich daraufhin für "Death Proof – Todsicher" vor der Kamera haben wollte.
Zoë Bell: Ich war mir erst nicht sicher, ob ich bei "Double Dare" mitmachen soll. Dann fand ich aber die Idee toll, dass ein Teil meines Lebens dokumentiert wird. Das kann ich mir dann im Alter angucken.
AVIVA-Berlin: Zoë, Quentin meinte, dass du durch "Death Proof – Todsicher" eine Heldin für viele junge Mädchen wirst. Macht es dir Angst, ein Vorbild zu sein?
Zoë Bell: Ich finde das ziemlich cool, aber ich setze mich jetzt nicht unter Druck. Ich bin einfach ein normaler Mensch, und so sollen mich die Leute auch sehen. Ich muss auch mal weinen, werde wütend, oder lache, wenn ich nicht sollte.
AVIVA-Berlin: Quentin, wie hast du diese tollen Powerfrauen entwickelt? Hast du eine "weibliche Seite"?
Quentin Tarantino: Ich bin ein "method writer", das bedeutet, dass ich mich total in die Charaktere versetze, die ich kreiere. So habe ich mich natürlich auch in die Frauen aus Death Proof reingedacht. Ich habe ungefähr fünf Monate gebraucht, um das Script zu schreiben, in dieser Zeit war ich quasi jedes dieser Mädchen und schaute mir die Welt mit ihren Augen an, das passiert dann ganz unbewusst.
AVIVA-Berlin: Zoë, die erste Gruppe von Mädchen in "Death Proof-Todsicher" stirbt bei dem Angriff von dem verrückten Stuntman Mike, aber deine Gruppe überlebt und dreht den Spieß sogar um...
Zoë Bell: Die erste Gruppe wurde von Stuntman Mike völlig überrascht, sie hatten eigentlich keine Gelegenheit, sich zu wehren. Mit uns hat er erst gespielt und als wir seinen Angriff überlebten, waren wir total auf Adrenalin und happy, dass wir am Leben waren. Der Typ wollte uns ganz klar umbringen und uns war klar, wir müssen verhindern, dass er so was noch mal versucht. Also sind wir dann hinter ihm her, um ihn auszuschalten.
AVIVA-Berlin: Geht es in "Death Proof" um ´Frauen gegen Männer´? Ist es ein Rachefilm?
Quentin Tarantino: Das stimmt zum Teil in der zweiten Hälfte des Films. Die erste Truppe von Mädchen ist sehr selbstbewusst und stark und die Typen, mit denen sie abhängen sind dagegen verweichlicht. Das trifft heutzutage auf viele junge Männer in Amerika zu. Stuntman Mike hingegen ist noch ein tough guy vom alten Schlag, der es sich nicht gefallen lässt, wie die Mädels ihn von oben herab behandeln. Die zweite Gruppe von Frauen kommt anfangs viel netter daher, doch dann stellt sich raus, dass sie richtig hart drauf sind. "Death Proof" ist kein Rachefilm, wie Kill Bill, da Rache nicht das Hauptthema ist. Aber man könnte schon sagen, dass die zweite Gruppe die Mädchen, die Stuntman Mike getötet hat, rächt.
AVIVA-Berlin: Zoë, du machst diesen unglaublichen Stunt, bei dem du während der Verfolgungsjagd die ganze Zeit auf der Motorhaube hängst. Konntest du dich allein mit deiner Muskelkraft halten, oder musstest du ein bisschen tricksen?
Zoë Bell: Nur mit Muskelkraft wäre bei dieser hohen Geschwindigkeit nicht gegangen. Ich bin zwar echt stark, aber da musste ich dann zusätzlich abgesichert werden. Aber die Stunts habe ich alle selbst gemacht, es wurden keine Computereffekte benutzt.
AVIVA-Berlin: Nach dem sich deine Gruppe am Ende des Films den Frauenmörder Stuntman Mike vorknüpft hat, gehen weibliche Zuschauer total euphorisch aus dem Kino.
Zoë Bell: Quentin hat einfach ganz tolle Charaktere erschaffen, deren Geschlecht keine Rolle spielt. Ich denke, auch Männer können sich mit ihnen identifizieren.
Quentin Tarantino: Das Klischee ist ja, dass Männer und Frauen unterschiedlich sind. Ich glaube, dass Männer und Frauen mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede haben. Es hat vielmehr mit der Persönlichkeit zu tun, ob man sich miteinander versteht.
AVIVA-Berlin: Zoë, stehst du eigentlich privat auch auf schnelle Autos? Was für ein Auto fährst du?
Zoë Bell: Ich fahre gern bei schnellen Autos mit, aber es wird dich vielleicht überraschen, ich selbst fahre nur einen Toyota Pick-Up! Der ist schon alt, aber super zuverlässig.
AVIVA-Berlin: Zoë, mit “Death Proof- Todsicher” hast du bewiesen, dass du auch eine begabte Schauspielerin bist. Werden wir dich in Zukunft öfter in Actionfilmen vor der Kamera sehen?
Zoë Bell: Ich will auf jeden Fall weiterhin als Stuntfrau arbeiten, aber ich hoffe, dass ich das auch mit der Schauspielerei verbinden kann. Ich kann leider noch nichts konkretes sagen, aber mit etwas Glück werde ich bald als Hauptdarstellerin in einem Actionfilm zu sehen sein.
AVIVA-Berlin: In Deutschland müssen Frauen aufpassen, dass es keinen Rollback zu alten Rollen gibt. Wie ist das in den USA?
Quentin Tarantino: In Amerika hatten wir schon Anfang der 1990er solche Debatten, da gab es von Susan Faludi das berühmte Buch "Backlash". Feminismus ist auch kein Schimpfwort mehr, darüber sind wir schon hinweg. Ich kenne junge Frauen und Männer, die sich gerne als feministisch bezeichnen.
AVIVA-Berlin: Vielen Dank für das Interview!